Der BSI-Standard 200-3 konzentriert sich auf die Risikoanalyse, die für die Identifizierung und Bewertung potenzieller Risiken unerlässlich ist. Nach der IT-Grundschutz-Methodik im BSI-Standard 200-2 bietet dieser Standard einen wichtigen Schritt im IT-Risikomanagement.
BSI-Standard 200-3: Die Risikoanalyse
Warum ist eine fundierte Risikoanalyse essenziell?
Die digitale Transformation und die zunehmende Vernetzung von Systemen haben in den letzten Jahren die Anforderungen an Informationssicherheit drastisch verändert. Unternehmen, Behörden und Institutionen müssen sich nicht nur vor Cyberangriffen schützen, sondern auch regulatorische Vorgaben einhalten und sich auf Notfälle vorbereiten. Die zentrale Herausforderung besteht darin, Risiken systematisch zu identifizieren, zu bewerten und geeignete Maßnahmen zur Minderung dieser Risiken abzuleiten.
Hier kommt der BSI-Standard 200-3 ins Spiel. Dieser Standard bietet eine strukturierte Methode zur Risikoanalyse auf Basis des IT-Grundschutzes und unterstützt Organisationen dabei, ihre Informationssicherheitsrisiken zielgerichtet zu steuern. Er löst den früheren BSI-Standard 100-3 ab und integriert moderne Risikoanalyse-Methoden, um Bedrohungen und Schwachstellen effizient zu bewerten.
In diesem Blogbeitrag erläutern wir, warum der BSI-Standard 200-3 für ein robustes Informationssicherheitsmanagement unverzichtbar ist, wie eine Risikoanalyse strukturiert durchgeführt wird und welche Vorteile sie bietet.
Was ist der BSI-Standard 200-3?
Der BSI-Standard 200-3 ist eine zentrale Komponente des IT-Grundschutzes des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Er beschreibt ein standardisiertes Vorgehen zur systematischen Risikoanalyse, um Sicherheitsrisiken zu identifizieren, zu bewerten und entsprechende Maßnahmen abzuleiten.
Die Besonderheit dieses Standards liegt darin, dass er die elementaren Gefährdungen aus dem IT-Grundschutz-Kompendium nutzt, um eine standardisierte Risikoanalyse zu ermöglichen. Dadurch wird der Aufwand für Organisationen reduziert, da bereits eine grundlegende Bedrohungsbewertung durch das BSI erfolgt ist.
Der Standard ist für alle Institutionen geeignet, die ihre IT-Sicherheitsstrategie gezielt verbessern wollen, sei es durch eine individuelle Risikoanalyse oder als Ergänzung zu bestehenden IT-Grundschutz-Maßnahmen.
Die Zielsetzung des BSI-Stadnards 200-3
Das Ziel des BSI-Standards 200-3 ist es, Organisationen ein einfach anzuwendendes und zugleich wirkungsvolles Verfahren für die Risikoanalyse bereitzustellen. Dabei verfolgt der Standard mehrere Kernziele:
Systematische Identifikation von Risiken
Durch eine strukturierte Gefährdungsanalyse wird ermittelt, welche Sicherheitsrisiken bestehen und welche Maßnahmen erforderlich sind.
Einbettung in den IT-Grundschutz
Die Risikoanalyse baut auf dem IT-Grundschutz-Kompendium auf und nutzt dessen standardisierte Bausteine für eine praxisnahe Bewertung.
Reduzierung des Analyseaufwands
Da der IT-Grundschutz bereits eine grundlegende Sicherheitsbewertung enthält, müssen Organisationen nur noch zusätzliche oder spezifische Gefährdungen bewerten.
Berücksichtigung individueller Anforderungen
Die Risikoanalyse ermöglicht eine an die jeweiligen Gegebenheiten angepasste Bewertung von Bedrohungen.
Integration in das Informationssicherheitsmanagement
Die Ergebnisse der Risikoanalyse werden in bestehende Sicherheitskonzepte integriert, um eine ganzheitliche Sicherheitsstrategie zu ermöglichen.
Wann ist eine Risikoanalyse nach BSI-Standard 200-3 erforderlich?
Nicht für jedes IT-System oder jede Organisation ist eine vollständige Risikoanalyse erforderlich. In vielen Fällen reicht der IT-Grundschutz aus, da er bereits umfassende Schutzmaßnahmen für typische IT-Systeme definiert.
Eine detaillierte Risikoanalyse nach BSI-Standard 200-3 ist jedoch erforderlich, wenn:
Ein hoher oder sehr hoher Schutzbedarf in mindestens einem der drei Grundwerte Vertraulichkeit, Integrität oder Verfügbarkeit besteht.
Bestimmte IT-Systeme oder Prozesse nicht vollständig durch bestehende IT-Grundschutz-Bausteine abgedeckt werden.
Individuelle Risiken berücksichtigt werden müssen, die über die standardisierten Bedrohungsszenarien des IT-Grundschutzes hinausgehen.
Sicherheitsvorgaben von Dritten (z. B. Kunden, Partner oder Aufsichtsbehörden) eine erweiterte Risikoanalyse erfordern.
Neue Technologien oder innovative IT-Anwendungen eingesetzt werden, die noch nicht durch bestehende IT-Grundschutz-Bausteine abgedeckt sind.
Die Schritte einer Risikoanalyse nach BSI-Standard 200-3

Die Risikoanalyse nach BSI-Standard 200-3 folgt einem strukturierten Prozess, der in mehreren Schritten abläuft.
1. Erstellung einer Gefährdungsübersicht
Der erste Schritt besteht darin, alle möglichen Bedrohungen und Risiken zu identifizieren. Dazu werden:
- Die elementaren Gefährdungen aus dem IT-Grundschutz-Kompendium betrachtet.
- Zusätzliche Risiken analysiert, die spezifisch für das Unternehmen oder die Institution sind.
2. Einstufung und Bewertung der Risiken
Jede identifizierte Gefährdung wird anhand von zwei Faktoren bewertet:
- Eintrittshäufigkeit: Wie oft tritt das Risiko voraussichtlich ein?
- Schadenshöhe: Welche Auswirkungen hat das Risiko, falls es eintritt?
Basierend auf diesen Faktoren wird das Risiko in Kategorien wie gering, mittel, hoch oder sehr hoch eingestuft.
3. Maßnahmen zur Risikobehandlung
Nachdem die Risiken identifiziert und bewertet wurden, müssen sie behandelt werden. Dabei gibt es vier mögliche Optionen:
- Risikovermeidung: Die Ursache des Risikos wird beseitigt, beispielsweise durch den Verzicht auf unsichere Technologien.
- Risikoreduktion: Das Risiko wird durch technische oder organisatorische Maßnahmen reduziert.
- Risikotransfer: Das Risiko wird auf Dritte übertragen, beispielsweise durch eine Versicherung oder die Auslagerung bestimmter Prozesse.
- Risikoakzeptanz: Falls ein Risiko nicht vermeidbar ist und die Kosten für Gegenmaßnahmen zu hoch sind, wird es bewusst akzeptiert.
4. Integration in das Sicherheitskonzept
Die Ergebnisse der Risikoanalyse werden in das bestehende Sicherheitskonzept integriert und regelmäßig überprüft, um auf neue Bedrohungen reagieren zu können.
Vorteile der Risikoanalyse nach BSI-Standard 200-3
Die Anwendung des BSI-Standards 200-3 bringt zahlreiche Vorteile mit sich:
Effizienzsteigerung
Da der Standard auf dem IT-Grundschutz basiert, müssen viele Standardrisiken nicht erneut bewertet werden.
Flexibilität
Organisationen können individuelle Risiken gezielt analysieren und bewerten.
Rechtliche Absicherung
Die Risikoanalyse hilft bei der Einhaltung regulatorischer Vorgaben, beispielsweise der DSGVO oder des IT-Sicherheitsgesetzes.
Vertrauensbildung
Kunden und Partner gewinnen Vertrauen, wenn ein Unternehmen nachweislich hohe Sicherheitsstandards einhält.
Nachhaltigkeit
Durch die regelmäßige Überprüfung und Anpassung bleibt das Sicherheitsniveau dauerhaft hoch.
Fazit
Der BSI-Standard 200-3 bietet eine praxisnahe, bewährte und flexible Methodik, um Risiken systematisch zu analysieren und zu behandeln. Insbesondere für Unternehmen und Behörden mit hohen Sicherheitsanforderungen stellt der Standard ein unverzichtbares Werkzeug dar.
Durch die Kombination mit dem IT-Grundschutz können Organisationen eine effiziente, ressourcenschonende und gleichzeitig wirkungsvolle Sicherheitsstrategie umsetzen. In Zeiten zunehmender Cyber-Bedrohungen ist eine fundierte Risikoanalyse der Schlüssel zu einer sicheren und widerstandsfähigen IT-Infrastruktur.
Aurea Verebes

Die Risikoanalyse ist ein entscheidender Bestandteil des IT-Risikomanagements. Um sicherzustellen, dass Sie auf alle Eventualitäten vorbereitet sind, lesen Sie den nächsten Artikel über den BSI-Standard 200-4, der sich mit dem Business Continuity Management beschäftigt.