Kann man Arbeitsunfälle vermeiden oder sogar ganz ausschließen?

13. Oktober 2022

„Ein Beschäftigter mit ausreichender Qualifikation, der genügend Zeit bekommt, um seine Aufgabe zu erledigen, geschult im Umgang mit den zu bedienenden Betriebsmitteln, die hervorragend geschützt sind und regelmäßig geprüft und gewartet werden, kann keinen Arbeitsunfall erleiden!“

Das ist eine lange Aussage mit vielen Informationen und sagt schon vieles darüber aus, was notwendig ist, um Unfälle zu verhindern.

Allerdings ist das Nonsens!

Mit dieser Aussage kann man lediglich Arbeitsunfälle vermeiden!

Auch ein solcher Beschäftigter kann einen Arbeitsunfall erleiden, da viele weitere Faktoren Einfluss auf die betriebliche Tätigkeit haben.

Welche Folgen entstehen, wenn ein Arbeitsunfall geschehen ist?

Zunächst steht das menschliche Leid des Verunfallten im Vordergrund.

Es ist wichtig, dass dem Verunfallten so schnell wie möglich geholfen wird, dafür stehen die Unfallkassen und Berufsgenossenschaften ein. Über 80% der Einnahmen der BG`s werden für Verrentungen und Rehabilitation ausgegeben. Das ist nicht zu unterschätzen!

Weiterhin erhält man viel Unterstützung durch die BG`s mit einer Vielzahl an Präventionsmaßnahmen Fragen lohnt sich!

Wie ist es zu dem Arbeitsunfall gekommen?

Eine Unfallanalyse soll prüfen, warum es zu dem Arbeitsunfall gekommen ist. Auch hier werden die Faktoren aus der ersten Aussage überprüft. Allerdings kommt es hier zu weiteren arbeitsschutzrechtliche Vorgaben, u.a.:

  • Liegt eine Gefährdungsbeurteilung für die Tätigkeit vor?
  • Wurde der Mitarbeiter unterwiesen?

Ein Arbeitsunfall lässt sich nicht immer zu 100% analysieren oder rekonstruieren. Es sein denn, man hat Zeugen, die eindeutig gesehen haben, wie es zu dem Unfall gekommen ist.

Sehr häufig ist Unachtsamkeit die Folge von Arbeitsunfällen. Dies ist allerdings gepaart mit dem Risikoverhalten des Verunfallten. Hat der Beschäftigte Glück gehabt und es ist nicht zum Arbeitsunfall gekommen, kommt häufig der Spruch: „Es ist noch immer gut gegangen“.

Wir gehen jeden Tag Risiken ein und im Arbeitsschutz gibt es das „akzeptable Risiko“, bis dahin und nicht weiter.

Kommen wir nun zu den weiteren Folgen:

„Solange der Beschäftigte aufgrund des Arbeitsunfalls arbeitsunfähig ist, bleibt seine Arbeit liegen!“

Ist das möglich?

Nein, denn wäre das möglich, dann würde es sich ja um Arbeitsschritte handeln, die keinen Nutzen für das Unternehmen haben und man könnte die Stelle streichen.

Die Arbeiten müssen von Kollegen übernommen bzw. unter Kollegen aufgeteilt werden, was wiederum weitreichende Konsequenzen hat. Die eigenen Arbeiten können nicht zu einhundert Prozent erledigt werden, was zu zusätzlichen Belastungen führen kann.

Für viele Beschäftigte ist der Urlaub Erholungszeit und man freut sich drauf. Anderen Beschäftigten ist es ein Gräuel, an den Urlaub der Kollegen zu denken. Denn hier entsteht das Gleiche wie in der vorausgegangenen Erläuterung. Anfallende Arbeiten des Urlaubers müssen aufgeteilt werden. Allerdings ist dies planbar, was bei einem Arbeitsunfall nicht der Fall ist. Hier muss adhoc gehandelt werden.

… und schon kommen wir zu weiteren Faktoren ...

Arbeitsunfaelle-vermeiden-exkulpa-gmbh

Die psychische Belastung: "Kann ich das alles schaffen?"

Diese Belastung schlägt sich auf das Gemüt und zeigt sich u.a. durch Erschöpfung, Überforderung, Schlafprobleme. Das hat wiederum Auswirkung auf die Work-Life-Balance u.a. Familie und Privatleben.

Ganz aktuelle Probleme, die in unseren Köpfen kursieren sind:
Ukrainekrieg, Pandemie und die damit verbundenen Ängste „steigender Kosten“, sowie der allgemeine Gesundheitszustand. Diese können ebenfalls zu einer psychischen Belastung führen.

Diese aktuellen Probleme kennzeichnen einen weiteren Faktor zur Vermeidung von Arbeitsunfällen!

Halten Sie Ihre Mitarbeiter mit Unternehmensleistungen motiviert

Hier wären die Beispiele Entwicklungs- / Qualifikationsmöglichkeiten, Entgelt, Balance zwischen Einsatz und Belohnung, bis hin zu Sozialleistungen und Arbeitsplatzsicherheit.

Dem entgegen stehen aktelle Beispiele wie z.B. die „Sparmaßnahmen“ unserer Regierung.
Hinzu kommen jetzt noch die Mindesttemperaturen am Arbeitsplatz.
Des Weiteren sind die hohen Sprit-, Heiz- und Stromkosten eine enorme Belastung.

Also was sind Ihre Unternehmensleistungen in der aktuellen Zeit?

Der Aussage „Ich zahle Lohn / Gehalt und das reicht!“ zählt heutzutage nicht mehr!
Eine Betriebszugehörigkeit von 30 Jahren zählt heute nicht mehr!
Wenn die Motivation sinkt, entsteht der Frust, die Konzentration lässt nach, was wiederum zu Arbeitsunfällen führen kann. Jetzt kann es dazu führen, dass man sich Alternativen sucht. Das kann u.a. ein Jobwechsel sein oder man versucht, die Frustration mit anderen Mitteln u.a. Alkohol zu verdrängen.

Mit weichen Faktoren etwas für die Belegschaft tun, welche wiederum motivationsfördernd sein können.
Hier sind wir wieder bei der internen Kommunikation. Wie kann man die Beschäftigten unterstützen? Grundsätzlich gilt: Der Beschäftigte muss sich wohlfühlen.

Kommen wir nun zu letzten Faktor.

Wertschätzung ist der Schlüssel für ein gutes Betriebsklima

Das Betriebsklima ist nicht zu unterschätzen. Wenn man mit Kollegen gut auskommt, erhält man immer Unterstützung. So gibt man diese Unterstützung auch gerne zurück. Hier steht ebenfalls die Unternehmenskultur im Vordergrund. Die Wertschätzung von der obersten Leitung über die nächste Leitungsebene bis hin zum „vermeintlich“ kleinen Angestellten muss immer vorhanden sein. Hier muss das wertvollste Gut, „die interne Kommunikation“, stimmen.

Denn in den meisten Fällen ist es so:

Der vermeintlich „kleine Angestellte“ sorgt für den Umsatz, damit der „Wasserkopf“ bezahlt werden kann.

Jetzt habe ich viel über Faktoren geschrieben, allerdings die Anfangsfrage noch nicht beantwortet.

Kann man also Arbeitsunfälle vermeiden oder sogar ausschließen?

Wenn man alle Faktoren beachtet, kann man Arbeitsunfälle verhindern aber nicht zu 100% ausschließen:

  • Das Verständnis für die Tätigkeit,
  • die Akzeptanz, dass alle Funktionen / Stellen im Unternehmen notwendig sind und
  • die Einhaltung der Vorgaben aus der Arbeitssicherheit

sollen dazu beitragen das Ziel „Vermeidung von Arbeitsunfällen“ zu erreichen.

Als Unternehmer geht man immer in Vorleistung. Der Ideenreichtum von Beschäftigten ist groß und oft mit Kosten verbunden. Allerdings werden sich gute Ideen immer auszahlen.

Durch das Arbeitssicherheitsgesetz sind Unternehmer verpflichtet, sich entweder über das Unternehmermodell fortzubilden und den Arbeitsschutz im Unternehmen zu leben oder der Unternehmer holt sich Unterstützung durch eine Fachkraft für Arbeitssicherheit und einen Arbeitsmediziner.

Ein Nachteil beim Unternehmermodell ist dabei die rosarote Brille, durch die man blickt.

„Jetzt habe ich das Unternehmermodell und ich bin sicher.“
  • Werden dabei aktuelle Themen wie die Pandemie Covid-19, das Arbeitszeitgesetz oder das Mutterschutzgesetz in die Gefährdungsbeurteilung integriert?
  • Wie sieht es mit der Betrachtung der psychischen Belastung in der aktuellen Zeit aus?
  • Gibt es „Arbeitsmedizinische Vorsorgen“, die meine Mitarbeiter benötigen?
  • Ist man bei vielen Gesetzen und Verordnungen immer auf dem aktuellen Stand und wird auch der „Betriebsspezifische Teil“ der DGUV Vorschrift 2 betrachtet?

Wenn man diese Fragen mit „ja“ beantworten kann und alle vorherigen Ausführungen vollumfänglich betrachtet sind, dann kann ich nur „herzlichen Glückwunsch“ sagen. Melden Sie sich gleich beim Wettbewerb „Arbeitgeber des Jahres“ an!

Wenn Sie bei einer der Ausführungen für sich ein „VETO“ einlegen, sprechen Sie uns gerne an.
Ein kleiner Aufwand schadet nicht und wenn alles in Ordnung ist, dann melden wir Sie beim Wettbewerb „Arbeitgeber des Jahres“ an.

Sich einer externen Beratung zu bedienen hat ebenfalls Nachteile. Es gibt immer nur Momentaufnahmen durch die Sicherheitsfachkraft, jedoch ist man immer auf dem aktuellen Stand. Vielleicht muss man sich als Unternehmer auch einiges gefallen lassen, da die Sicherheitsfachkraft alles, was nicht in Ordnung ist, gnadenlos dokumentiert. 

Fazit

Ein guter Unternehmer nimmt die Unterstützung einer Sicherheitsfachkraft und eines Arbeitsmediziners an. Er nutzt das Wissen und setzt kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen um, auch wenn das mit Vorleistungsaufwendungen verbunden ist. So dankt es ihnen der Körper und Geist des Beschäftigten mit seiner Leistungsfähigkeit ohne Arbeitsausfall zurück.

Michael Lassak

Michael Lassak
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